Die Geschichte
Als ich 1977 als junger Hochschullehrer an der Freien Universität in Berlin antrat, hatte ich mir geschworen, Ökonomie anders lehren zu wollen, als ich es selbst als Student erfahren hatte. Weniger unrealistische Annahmen, weniger Denken in abstrakten Modellen, weniger Mathematik. Sondern näher an den Menschen, näher an ihren Problemen und Hoffnungen, vor allem aber eine Ökonomie, die nicht in Gewinnmaximierung denkt und rücksichtslos mit Naturverbrauch umgeht. Sondern eine Ökonomie, wie sie sich viele Menschen wünschen, ja, ich würde sogar behaupten, die meisten Menschen.
Eine Ökonomie, die die Maximierung der Qualität und Haltbarkeit von Produkten an die oberste Stelle setzt – aber auch den Umgang mit Menschen, vor allem denjenigen in den Ländern der Dritten Welt. Eine solche Ökonomie schien mir zum Greifen nahe. Nichts steht ihr entgegen, wenn man statt der Maximierung der Gewinne die genannten Ziele an die erste Stelle setzt. Wer sich sozialer verhalte als seine Mitbewerber, scheide in der gnadenlosen Konkurrenz des Marktes aus. Eine bisher verbreitete Annahme. Wir zeigen das Gegenteil. Heute haben wir die Chance, dass sich nicht der Brutalere, durchsetzt sondern der Überzeugendere.
Wir können Ökonomie besser. Wir alle.
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Nicht immer, aber immer öfter. Nicht der Kapitalist alten Schlags, Anton Schlecker, setzte sich mit seiner Drogeriekette durch, sondern Götz Werner mit seinen DM-Drogerien. Mein eigenes großes Vorbild war die Migros mit ihrem Gründer Gottlieb Duttweiler in der Schweiz, ein Unternehmen, das ich als Student kennengelernt hatte.
Höchste Qualität, fair zu allen Beteiligten und vor allem auch fair zur Natur – das wollte ich nicht nur lehren, sondern auch ganz praktisch vorführen. Also ein Unternehmen gründen und zeigen, dass es funktioniert. So entstand die Teekampagne. Aber es ging eben nicht nur um Tee, sondern darum zu zeigen, dass eine bessere Ökonomie tatsächlich möglich ist. Und nicht als utopische Vorstellung abgetan werden kann.
Damals, im Gründungsjahr der Teekampagne, 1985, dachte ich, ich könnte mit meinen Studenten jedes Jahr ein neues Unternehmen gründen. Universität als Werkstatt für neue Ökonomische Projekte – Projekte der etwas anderen unternehmerischen Art. Nicht der kapitalistisch-brutalen Art folgend, sondern einem Verständnis von Unternehmertum, das sich andere Ziele setzt, als den maximalen Gewinn herauszuholen.
Aber wie das so ist, wenn man sich auf die Praxis einlässt, ist es dann doch viel zeit- und arbeitsaufwändiger als gedacht. Immerhin gab es mehrere solcher Gründungen, aber der Erfolg der Teekampagne stellte die anderen in den Schatten. So kam es, dass die Projektwerkstatt immer im Hintergrund stand, obwohl sie eigentlich das Hauptthema war. Aber die Zeit ist reif, den ursprünglichen Gedanken einer anderen, sensibleren und zukunftsfähigeren Ökonomie wieder in den Vordergrund zu stellen und nicht bei der Teekampagne stehenzubleiben. Ich hoffe, dass es uns gelingt, Sie mit unserem Vorhaben vertraut zu machen und zu überzeugen. Dass es Sinn macht, mit unseren Geldscheinen täglich darüber abzustimmen, welche Ökonomie wir uns für die Zukunft vorstellen.
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